Ohrgitterharnischwelse der Gattung Otocinclus gehören zu den beliebtesten Algenfressern der Süßwasseraquaristik. Im Schwarm suchen sie das Becken unermüdlich nach Algen ab und genießen dabei die Strömung des Filterauslaufs. Manche Aquarianer schätzen die Robustheit der liebevoll „Otos“ genannten Winzlinge. Andere berichten von großen Ausfällen während oder kurz nach dem Transport. Um diese widersprüchlichen Aussagen zu verstehen, lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die Gattung zu werfen.
Informationen über die Ohrgitterharnischwels Familie
Meist gelangen alle Ohrgitterharnischwelse gesammelt unter dem wissenschaftlichen Artnamen Otocinclus affinis in den Handel. Ironischerweise ist genau diese Art aber eher selten im Handel zu finden. Viel häufiger handelt es sich um Otocinclus vittatus oder Otocinclus hoppei. Aber hier hört das Verwirrspiel nicht auf, denn auch Fische der Gattung Parotocinclus landen unter demselben Pseudonym in den Handel. Beide Gattungen zusammen machen ca. 40 Arten an Ohrgitterharnischwelsen aus, die teilweise optisch nur von Experten unterschieden werden können.
Einen artreinen Schwarm zu erwischen ist also beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Bei besonders auffällig gefärbten Arten, wie Otocinclus cocoma, gelingt das zwar noch, aber bei den meisten anderen Arten wird es schwer. Zum Wohle der Tiere sollten wir dafür sorgen, nur Tiere aus einer oder maximal zwei Arten gemeinsam im Schwarm zu halten. Zweifelsfrei artgleiche Ohrgitterharnischwelse bekommt man aber praktisch nur aus Privatzucht. Importe sind fast immer wild durcheinandergemischt.
Der deutsche Name der Gattung leitet sich vom Hinterschläfenknochen ab, der eine gitterartige Struktur aufweist.
- Sprenger, Andreas (Autor)
Herkunft der Ohrgitterharnischwelse
In der freien Natur begegnen verschiedene Otocinclus-Arten einander übrigens kaum. Diese verteilen sich nämlich praktisch über den gesamten südamerikanischen Kontinent und sind unter anderem in den Systemen vom Amazonas, Orinoco, Rio Xingu oder Rio de la Plata zu finden.
Das Saugmaul weist auf schnellfließende Gewässer hin, denn dort benötigt der Wels eine Möglichkeit, sich festzuhalten. Otocinclus-Arten finden sich sowohl im Weiß- als auch im Schwarzwasser, wo sie sich von Totholz, Mikroorganismen und Algen ernähren.
Merkmale und Geschlechtsunterschiede
Äußerlich sind die unterschiedlichen Arten der Ohrgitterharnischwelse kaum zu unterscheiden. Das gelingt oft nur über die Auswertung der Bezahnung, Flossenstrahlen und ähnlichen Details.
Ohrgitterharnischwelse bleiben mit einer Endgröße von ca. 5 cm sehr klein. Die meisten Arten weisen eine unscheinbare graue bzw. braune Grundfärbung auf. Deutlichstes Merkmal ist der schwarze Längsstreife, der sich von der Schnauze bis zur Schwanzwurzel zieht. Die Flossen sind hingegen unpigmentiert. Wie alle Harnischwelse hat auch Otocinclus ein unterständiges Saugmaul, das gleichzeitig zum Festhalten in der Strömung als auch zum Abraspeln von Nahrung dient.
Die Geschlechtsunterschiede sind ähnlich schwer festzustellen wie die Artbestimmung. Die beiden Geschlechter unterscheiden sich kaum in der Größe, lediglich der Körperumfang kann bei Weibchen ein wenig fülliger ausfallen. Da Ohrgitterharnischwelse aber ohnehin gesellig sind und stets im Schwarm gehalten werden sollen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, beim Kauf auch tatsächlich beide Geschlechter zu erwischen.
Pflege der Ohrgitterharnischwelse
Wie die meisten südamerikanischen Fische bevorzugt auch der Ohrgitterharnischwels weiches und saures Wasser. Eine Gesamthärte von 10° sollte nicht überschritten werden und auch der pH-Wert sollte sich besser unterhalb von 7 befinden. Aufgrund der geringen Körpergröße eigenen sich schon kleine Becken für die Haltung. Da aber immer mehrere Exemplare gehalten werden sollten, stellt 100 Liter die Mindestgröße dar. Nach oben hin sind natürlich keine Grenzen gesetzt. Der Ohrgitterharnischwels liebt Strömung. Manche Exemplare wurden bereits dabei beobachtet, regelrecht in der Filterströmung zu „surfen“. Wer solche Individuen im Schwarm hat, darf gerne an die Anschaffung einer Strömungspumpe denken.
Zwar wird Otocinclus gerne als Algenfresser verkauft, er benötigt im Aquarium aber definitiv Zusatznahrung. Diese erfolgt in Form von Grünfuttertabletten oder frischem Gemüse. Ohrgitterharnischwelse sind prinzipiell Allesfresser, bevorzugen aber eindeutig pflanzliche Nahrung. Aufgrund seiner Neigung, Totholz und Algen abzugrasen, hat der Ohrgitterharnischwels in frisch eingerichteten Becken nichts zu suchen. Am wohlsten fühlt er sich in gut eingefahrenen Aquarien, wo er bereits genug Aufwuchs finden kann.
Otocinclus gilt als besonders heikel beim Umzug, zeigt aber große Robustheit, wenn er die ersten kritischen Tage und Wochen überstanden hat. Obwohl jeder Aquarianer auf eine eigene Umsetzungsstrategie schwört, hat sich bislang keine als die beste erwiesen. Es scheint, als ob Ohrgitterharnischwelse einfach besonders stressanfällig sind. Dazu kommt, dass sie während des Transports nichts fressen und auch in Händlerbecken selten Grünfutter gereicht wird. Daher solltest du immer auf runde Bäuche achten, bevor du Ohrgitterharnischwelse kaufst, um ihnen eine deutlich höhere Überlebensrate beim Umzug zu ermöglichen.
Sozialverhalten und Vergesellschaftungsmöglichkeiten
Der Ohrgitterharnischwels ist gesellig und liebt es, das Aquarium gemeinsam mit Artgenossen zu erkunden. Wenn es dir irgendwie möglich ist, achte darauf, beim Kauf tatsächlich nur Tiere einer einzigen Art zu erwischen. Dann sollten es mindestens 5 Tiere sein. Bei höheren Gruppengrößen kommen die quirligen Welse noch mehr aus sich heraus.
Eine Vergesellschaftung mit anderen Friedfischen ist problemlos möglich, solange die Haltungsbedingungen aller Arten erfüllt werden. Am besten kombinierst du deine Otocinclus mit Fischen der mittleren und oberen Region. Dazu bieten sich insbesondere Salmler an, die ähnliche Biotope bewohnen. Auch eine Vergesellschaftung mit Zwerggarnelen klappt problemlos. Beide Arten lassen einander nämlich in Ruhe.
Ohrgitterharnischwelse in der Zucht
Die Zucht ist im Aquarium prinzipiell möglich, gilt aber allgemein als schwierig. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es schwierig ist, artreine Gruppen zu bekommen. Ähnlich wie Panzerwelse reagieren auch Otocinclus-Arten auf Temperaturschwankungen und Luftdruckveränderungen, die der Regenzeit entsprechen. Dies kannst du simulieren, wenn du bei Regenwetter für großzügige, kalte Wasserwechsel sorgst. Diese können auch an mehreren Tagen hintereinander erfolgen.
Die Weibchen legen ihre befruchteten Eier an Pflanzen oder Scheiben ab. Nach 2 bis 3 Tagen schlüpfen die Jungtiere, die sich zunächst vom Dottersack ernähren. Ist dieser aufgebraucht, solltest du ihnen Staubfutter oder Algennahrung reichen. Die größte Schwierigkeit in der Jungtieraufzucht ist, den Spagat zwischen einer keimfreien Umgebung und einem Algenrasen als Nahrungsquelle zu schaffen.
Schlusswort
Nicht umsonst gilt der Ohrgitterharnischwels als einer der beliebtesten Aquarienfische. Durch seine geringe Größe passt er in fast jedes Becken und bezaubert dort mit seinem verspielten Verhalten. Seine Vorliebe für Algennahrung ist dabei ein positiver Nebeneffekt. Probleme wie die Vermischung der Arten und der hohe Stress beim Umzug können mit einem guten Auge und genügend Information minimiert werden. Wer eine stabile Gruppe sein eigen nennt, kann sich lange Zeit an den quirligen Gesellen erfreuen. Mit etwas Glück gelingt dann sogar die Nachzucht.
*Letzte Aktualisierung am 29.03.2023 um 12:36 Uhr Bei diesen Links handelt es sich um bezahlte Werbung.
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